Die Installation des Editors war routinemäßig einfach, da es dafür bereits ein Debian-Paket Ver. 2.0.10 (4,27 MiB) gibt, das leider in den Repos nur selten auf dem letzten Stand ist. Für die nötigen Einstellungen ist allerdings erst mal einiges zu lesen und zu testen. Die Erklärungen und das Hilfesystem zur Bedienung und Konfiguration sind allerdings ziemlich spartanisch gehalten und man muß etliches erst ausprobieren, um damit zurechtzukommen. Die meisten Plugins wenden sich eigentlich eher an Programmierer, aber es gibt auch einige, die den Umgang mit Dateien bzw. Text erleichtern. Wie fast überall gilt auch bei Micro, wo viel Licht ist, da ist auch viel Schatten. So haben sich nach einer Weile auch ein paar lästige Stolpersteine gezeigt, die aber längst mit relativ wenig Aufwand zu beseitigen gewesen wären.
Der Editor setzt auch einige Funktionen beim Terminal voraus, die aber nicht überall vorhanden sind, was den Anwender zu weiteren Maßnahmen zwingt. So hat sich herausgestellt, daß die Funktion Copy & Paste nur eingeschränkt funktioniert, wenn keines der X11-Clipboards, Xclip oder Xsel, installiert ist, bzw. das Terminal das OSC 52 Protokoll nicht unterstützt. Bei ersterem gibt es schnelle Abhilfe indem man eben Xclip installiert, das ermöglicht bei entsprechender Einstellung die Interaktion mit externen Anwendungen außerhalb des Editors und auch außerhalb des Terminals. Bei letzterem ist die Sache aber etwas schwieriger, da man, wie z.B. beim Gnome-Terminal, nun gezwungen wäre den Emulator zu wechseln. Ich würde sowieso am liebsten iTerm2 installieren, der einer der besten Terminal-Emulatoren überhaupt ist, aber der läuft leider nur auf macOS und die schlankeren Emulatoren leiden alle unter diversen anderen Kinderkrankheiten, aber dazu äußere ich mich später noch.

Was bei Micro immer noch fehlt ist ein einfacher Eintrag in der Basis-Hilfe (aufzurufen mit [Alt+G]) für Copy & Paste, der so aussehen sollte: ^C Copy u. ^V Paste. Beide Funktionen stehen in der Standardeinstellung (> set clipboard internal) ohnehin zur Verfügung, allerdings nur innerhalb des Editors. Auch gibt es keinen Indikator in der Statuszeile, der die jeweilige Einstellung anzeigt, die etwa so aussehen sollte: cb:internal. Schon im Installationsprogramm sollte eine Abtastroutine enthalten sein, die automatisch feststellt, ob eines der gefragten X11-Clipboards vorhanden ist oder nicht, um den Standardwert für den eigenen Clipboardmanager eventuell von internal auf external zu stellen. Der dafür nötige Programmieraufwand hält sich in Grenzen, würde aber den Einstieg um manches erleichtern. Tastenkombinationen wie [Strg+C] und [Strg+V] kann man sich sicher auch merken, keine Frage, aber wer längere Zeit ausschließlich GUIs gewohnt war weiß, daß es keine einheitliche Regelung für Tastenkombinationen gibt.
Vielleicht hat hier jemand bereits ähnliches beobachtet, ich jedenfalls bevorzuge eine möglichst schlanke und gleichzeitig leistungsfähige Kombination aus Terminal plus Editor. Mal sehen was sich sonst noch ergibt und wie es weitergeht ...
